Zusammenfassung wesentlicher Aspekte zur Disziplin des Geistigen Schauens
Fortbildung: „Sozialer Prozess und Geistiges Schauen“ vom 2. – 9.12.2017 in Luxor/Ägypten
Das Geistige Schauen sollte in diesem Kurs nicht sogleich als eine Fähigkeit zur Hellsichtigkeit verstanden werden, sondern im Sinne einer gesteigerten Wahrnehmungsfähigkeit gegenüber den sowohl materiellen wie auch subtileren Erscheinungen des Lebens. Mit der Frage: „Wie ist die Weltensituation heute?“ lenkte Heinz Grill das Thema des Geistigen Schauens direkt zu den unmittelbar gegenwärtigen Lebensbedingungen. Als ein wesentliches Merkmal unserer Zeit, das auch ohne Fähigkeit geistig Schauen zu können wahrgenommen werden kann, konnten die vielen Manipulationen von Seiten der Kirchen, der Politik, der Medien und der Wirtschaft benannt werden. Obwohl diese Manipulationen vielfach bekannt sind, wurde im Gespräch deutlich, dass sie dennoch in der breiten Öffentlichkeit nicht aufgezeigt werden dürfen. Es wurde auch herausgearbeitet, wie sehr Lügen und Manipulationen die gesunde Entwicklung der Persönlichkeitskräfte im Menschen verhindern und ihn abhängig machen.
Ausgehend von dieser Situation stellte sich die Frage, wie der Einzelne eine eigenständige und objektive Erkenntnis zu den Verhältnissen erwerben und wie jedes Individuum entwicklungsfördernde Kräfte freisetzen kann, die auf die Gesamtsituation positiv verändernd wirken. Naheliegend erschien es deshalb, nicht mit abstrakten Übungen des Geistigen Schauens zu beginnen, sondern direkt an der politischen Situation in Deutschland, die auch von einer sehr russlandfeindlichen Medienberichterstattung gekennzeichnet ist, anzuknüpfen und Angela Merkel und Vladimir Putin für erste Erfahrungen mit dem geistigen Schauens auszuwählen. Ziel war es, eine Wahrnehmung für ihre tieferen Motive, die sie bewegen und die hinter ihren Worten und Handlungen stehen, zu entwickeln und erste Erkenntnisse über ihr inneres Wesen oder anders ausgedrückt über ihre Aura zu erlangen.
Heinz Grill erwähnte Johann Wolfgang von Goethe, der davon gesprochen hatte, dass man das Wesen eines Menschen, einer Pflanze oder auch einer Sache erkennen lernen kann. Mit sehr einfachen Worten hatte er es so beschrieben: „Wenn man das Wesen des Wassers erkennen will, dann muss man sehen, was es tut.“ Das Wasser kann fallen, verströmen, gischten, verdunsten, sich sammeln, umfließen, ausfüllen, aushöhlen, reinigen, Tropfen bilden, es hat eine Oberflächenspannung, es bildet die Grundlage für alle lebensvollen Prozesse uvm.
Geistiges Schauen als konkrete Forschungsarbeit
1. Konsolidierung

Als erster Schritt für ein Schauen des Wesens oder der Aura von Angela Merkel erfolgte eine Sammlung aller Eindrücke, die man über die Sinne erfassen kann, also das Aussehen, die Kleidung, die Worte, die Gesten, die Körperhaltung, ihre Art sich zu bewegen oder ihre Ausstrahlung. Auch Besonderheiten wie die Raute, die sie mit ihren Händen immer formt oder Aussagen von ihr, wie „Wir schaffen das“, wurden in die Konsolidierung einbezogen. Das was sich an der Person selbst zeichnet, könnte noch mit der anspruchsvolleren Frage, wie sie auf andere wirkt, erweitert werden. All diese Eindrücke wurden keiner Bewertung unterzogen, sondern nur einmal als objektive Erscheinungen bewusst wahrgenommen. Diesen ersten Schritt für eine Wesensschau bezeichnete Heinz Grill mit dem Begriff „Konsolidierung“.
2. Wahl klarer Kriterien
Die gesammelten Eindrücke wurden schließlich von den Teilnehmern unabhängig voneinander im individuellen Üben am Abend für etwa 10 – 15 Minuten in die Konzentration genommen. Am nächsten Morgen zeigte sich, dass das Üben so noch nicht recht gelingen konnte, da es noch an klaren Fragestellungen fehlte wie beispielsweise welche Aspekte der Aura der Einzelne studieren will? Es fehlte ein klarer Gedanke, es fehlten Kriterien, die die Konzentrationsbildung leiteten und in der Übung eine Konkretisierung erst ermöglichen.
Als mögliches Kriterium schlug Heinz Grill vor, die Konzentration einmal mit der Fragen nach dem inneren Kern von Angela Merkel auszuführen. Verbunden damit könne nach der Farbe und der Form bzw. der Gestalt der Aura geforscht werden. Dafür stellten sich die Übenden die Person in der Erinnerung vor und im Wechsel mit ihr nacheinander verschiedene Farben. Es entstanden erste Wahrnehmungen, welche Farbe empfindungsgemäß sehr nahe mit Angela Merkel übereinstimmte und welche nicht. Das Gleiche konnte mit geometrischen Formen geschehen, indem der Übende sich einen Kreis, ein Rechteck, ein Dreieck beispielsweise im Wechsel mit Angela Merkel vorstellte. Auf diese Weise entstanden erste Wahrnehmungen dazu, welche Form ihr am ehesten entspricht. Da es Farben und Formen gibt, die mehr Zentrierung ausdrücken als andere, konnte man sich über diese vergleichenden Eindrücke an die gestellte Frage annähern.
Auch die Frage, ob die Aura eher dunkel oder hell erscheint oder wo sie sich befindet, mehr in der Mitte, unten oder oben oder ob sie weit oder eng um die Person erscheint, bzw. wie groß sie ist, 1 oder 2 m um den Körper herum, ermöglichten eine Konkretisierung der Eindrücke. Ein Teilnehmer ergänzte die Vorstellungsbildung zur Aura allgemein, indem er sich an eine Aussage erinnerte, nach der man sich die Aura bildhaft wie das Eiweiß um das Eigelb herum vorstellen könne.
3. Phase der Vertiefung
Als nächster konkreter Schritt erfolgte die Phase der sogenannten Vertiefung. Sie bedeutet eine regelmäßige Wiederholung der Konzentrationsübung unter Hinzunahme von entsprechenden Kriterien und Fragen. In einer ruhigen Erinnerung lässt der Einzelne die Eindrücke auf sich wirken, ohne sie zu interpretieren und ohne mit Sympathie oder Antipathie darauf zu reagieren. Hier zeigte sich, dass solide Ergebnisse nicht schnellfertig eintreten können, sondern es in der Vertiefungsphase der disziplinierten Wiederholung über Tage oder sogar Wochen bedarf, bis die gewonnen Eindrücke zu immer verlässlicheren Empfindungen führen. Während dieser ersten beiden Phasen zählten nur die ganz konkret wahrgenommenen und objektiv beobachtbaren Eindrücke. Dies bedeutete für die Übenden auch Assoziationen, die mehr den subjektiven Erfahrungen jedes Einzelnen zuzuordnen sind, von den realen Wahrnehmungen zu unterscheiden und auch Schlussfolgerungen zu vermeiden. Über die Monate des Forschens und Übens in dieser sehr konkreten Weise werde sich, so Heinz Grill, die individuelle Urteilsfähigkeit beim Einzelnen stärken und das Ich des Menschen, als Kern seiner Persönlichkeit, könne sich zunehmend aufrichten.
4. Eine weitere Übung zur Schulung eines differenzierten Wahrnehmens
Mit Hilfe einer weiteren einfachen Übung konnte ein differenzierteres Wahrnehmen bei den Anwesenden angeregt werden. Heinz Grill bat eine Teilnehmerin, die Decke des Seminarraumes zu betrachten und sich dann als architektonische Erweiterung ein Deckengewölbe in Form einer Kuppel, die sich etwa 3 Meter nach oben wölbt, vorzustellen. Die übrigen Teilnehmer hatten die Aufgabe, diese Person zu betrachten und darauf zu achten, ob durch die gedankliche Vorstellungsbildung Veränderungen an oder um die Person wahrnehmbar wurden. Dabei zeigte sich, wie sie im Kopfbereich offener erschien und gleichzeitig im Herzbereich zentrierter wirkte. Es wurde richtiggehend sichtbar, wie ein Gedanke sich sofort am Menschen zeigt, wenn er gedacht wird. Heinz Grill bezeichnete solch ein Vorstellen, das konkret nach außen zu einer Sache und auf die Zukunft gerichtet ist, als ein sogenanntes „Vordenken“ im Gegensatz zu einem „Nachdenken“ im Sinne eines Grübelns in sich selbst. Zur weiteren Wahrnehmungsbildung stellte er die Frage, ob sich die Größe der Aura durch das Denken der Kuppel verändert. Mehrere Teilnehmer kamen zu dem Ergebnis, dass sich die Aura verändert, je nachdem wie die Aufmerksamkeit nach außen gerichtet ist.
Als Lernschritt konnte festgehalten werden, dass dem Schauen der Aura bestimmte Kriterien zugrunde gelegt werden müssen, wie etwa: Wirkt sie rund, weit, eng, eckig, rot, blau, zentriert, sich auflösend; besteht ein Unterschied des nach innen gerichteten und des nach außen herum gerichteten Teils? Viele weitere Kriterien, die in einem Zusammenhang mit dem Objekt der Betrachtung stehen, können vom Betrachter gewählt werden. Heinz Grill wies noch darauf hin, die Kriterien jedoch nicht so zu wählen, dass sie die Betrachtung behindern.
Frage: Was ist die Aura genau?
Ein Teilnehmer stellte die Frage, wie man sich die Aura genau vorstellen kann. Aus was besteht sie, umfasst sie mehr die vitalen Lebenskräfte und -energien oder bezieht sie sich auf die Bewusstseinskräfte, die Gefühle und Gedanken eines Menschen. Heinz Grill grenzte es für das Schauen in diesem Kurs auf die Bewusstseinskräfte und die Ebene der Gedanken und Gefühle ein, die auch mit dem Begriff Astralleib benannt werden. Rückblickend auf die Übung mit dem Gewölbe konnte noch einmal zusammengefasst werden, dass eine Zentriertheit und Ausweitung wahrnehmbar waren, wenn der Denkprozess in einer geordneten, logischen Folge geschieht. Bezogen auf den Astralleib könne man sagen, dass dieser sich dadurch tendenziell weitet.
Erste durch das Üben entstandene Empfindungen zu Angela Merkel
Rein äußerlich konnte wahrgenommen werden, dass Angela Merkel es jedem recht zu machen versucht und klare Aussagen und Inhalte in ihren Reden fehlen. Mehrere Teilnehmer kamen zu dem Eindruck von sich eher auflösenden Tendenzen in ihrer Aura und einer fehlenden Zentrierung. Auch der Eindruck von Enge und dass sie wie eine fremd gesteuerte Figur wirkt, wurde geschildert.
Es stellte sich nun die Frage, wenn man das Ergebnis als real nimmt, was daraus für die Zukunft zu erwarten ist von Angela Merkel. Wenn sich in ihrer Aura überwiegend auflösende Tendenzen zeigen, wirkt das dann nicht auch auf die Menschen und auf die Zukunftsperspektiven eher auflösend. Und als weitere Frage: Was geschieht, wenn dies zu einer Ich-Auflösung bei den Menschen führt?
Um die Aura weiter zu studieren, schlug Heinz Grill vor, jeweils die Wirbelsäule von Angela Merkel und von Vladimir Putin unter dem Aspekt der Zentrierung zu betrachten. Die Zentrierung der Wirbelsäule sei bedeutungsvoll für die Aura. Hier könne auf die Zentrierung und auf die Weite geachtet werden, denn auf der seelischen Ebene sind diese polaren Qualitäten gleichzeitig möglich.
Welche Bedeutung hat es, wenn der Einzelne das Geistige Schauen erwirbt?
Zunehmend entwickelte sich für die Anwesenden die Frage, was es bedeutet, wenn Menschen die Aura eines Politikers schauen können, wenn der Einzelne die Fähigkeit des Schauens erwirbt? Was bewirkt die Erkenntnis für ihn selbst und wie sind die Auswirkungen auf den anderen, der angeschaut wird? Praktisch gesehen erschien es wahrscheinlich, dass Politiker gewählt würden, die eine Entwicklungsfreude ausstrahlen, denn der Wahlkampf könnte nach solchen Kriterien gestalt werden. In diesem Zusammenhang fragte Heinz Grill, was im Nationalsozialismus geschehen wäre, wenn mehr Menschen die innersten Motive von Göbbels oder Hitler hätten wahrnehmen können. Vermutlich hätten viele Menschen sehr viel freier entscheiden und handeln können und hätten sich nicht mitreißen lassen. Würde der Einzelne das innerste Wesen schauen können, dann würde er wahrscheinlich auch nicht mehr nach einer Partei oder einer kollektiven Meinung wählen, sondern er würde ganz bewusst eine Person, einen Menschen wählen.
Bezüglich der Frage nach der Bedeutung des Geistigen Schauens lenkte Heinz Grill die Aufmerksamkeit auf das innere Verhältnis zwischen dem Schauenden und dem Angeschauten und stellte fest, dass Angela Merkel öffentlich bekannt ist, während der Schauende nicht bekannt ist. Weiterhin entsteht durch das Schauen eine bestimmte Art von Verbindung. Der Schauende entwickle sogar eine sehr intensive Beziehung zu Angela Merkel und er stellte die Frage, was diese intensive Beziehung für das nachtodliche Leben in der Seele bedeutet und beschrieb, dass sich eine Seelensubstanz auf diese Weise aufbaue, denn Beziehung oder Verbindung bedeutet direkt Seelensubstanz. Der Mensch brauche Verbindung, damit sich in seiner Seele Substanz aufbauen könne. Diese Seelensubstanz sei vorhanden und verfügbar für den Menschen, der sie erbaut und drücke sich in reichhaltigen Empfindungen aus, die durch die intensive Beziehungsaufnahme entstehen. Verbindung sei aber nicht mit Gruppengefühlen oder -energien zu verwechseln.
Für den Schauenden bedeute es eine Art andere Stellung, die er einnimmt durch seine Aktivität des geistigen Schauens von Angela Merkel. Die Stellung rein innerlich betrachtet verändere sich dahingehend, dass Angela Merkel entschwindet und der Einzelne mit seiner Schaffenskraft mehr eine Mitte einnimmt. Durch die Stellung, die der Einzelne auf diese Weise entwickelt, werde Friedvolles möglich, da der Frieden direkt im einzelnen Menschen gedeiht. Für jeden, der etwas bewirken möchte in den Bedingungen unserer Zeit, sei deshalb das Geistige Schauen eine grundlegende Disziplin.
Geistiges Schauen als individuelle Disziplin im Verhältnis zum zentralistischen Prinzip der Kirche
In der weiteren Auseinandersetzung wurde den Teilnehmern bewusst, dass diese individuelle Art der Erkenntnisforschung und Erkenntnisbildung jedoch bis zum heutigen Tage von Seiten der Kirche verboten ist. Die Kirche existiert nach einem zentralistischen Prinzip, in dem der Einzelne von oben herab bestimmt wird. Er steht entsprechend der Tradition der Kirche in der Abhängigkeit von einer Weihehandlung oder einem Segen. In diesem Sukzessionsprinzip (Nachfolgeprinzip) ist keine unabhängige und eigenständige Bewusstseinsentwicklung erlaubt und wird seit Jahrhunderten mit dem Begriff Häresie belegt. Ein Blick auf die Zeitbedingungen mit den starken Globalisierungstendenzen rückte dieses zentralistische Prinzip, das die gesamte Weltenentwicklung derzeit bestimmt, näher ins Bewusstsein.
Geistiges Schauen und Kulturentwicklung
Als weitere Frage stellte sich: „Was bedeutet die Auraschau, auch wenn der Einzelne sie noch nicht wirklich beherrscht?“ Heinz Grill beschrieb, dass alleine die wache Bewusstseinsaktivität nach außen und die Beziehungsaufnahme bereits positive und aufbauende Wirkungen entfaltet. Das geistige Schauen solle allgemein zu einem Erkraften der Persönlichkeit mit einem wachen Bewusstseins und einem Ich beim Einzelnen führen, individuell und frei von allen Gruppenbildungen. Das allgemeine Niveau werde dadurch angehoben. Er betonte noch einmal, dass es sich beim Geistigen Schauen um möglichst objektive Prozesse handeln muss und bemerkte, dass es zu wenig in dieser Weise geistig arbeitende Menschen gibt, die ein Gegengewicht in der heutigen Zeit bilden könnten. Er beschrieb das Geistige Schauen als eine durchdringende, stabilisierende Kraft, die eine wichtige Grundlage für eine neue oder zukünftige Kultur bilden könnte.