Beziehung als Ziel – Rückblick auf die Tagung in Rum mit Prof. Dr. Dr. Christian Schubert und Heinz Grill

Tagung in Rum (bei Innsbruck) am 12.3.2023 mit Prof. Dr. Dr. Christian Schubert und Heinz Grill

Beziehung als Ziel – die therapeutische und die spirituelle Arbeit

Beziehung und Immunsystem

Christian Schubert führte die Zuhörer in die „Biopsychosoziale Medizin“ ein, die sich auf das Biopsychosoziale Modell von Georg Engel bezieht. Mit der Hinführung zu den sog. Fraktalen, die in der Natur, im menschlichen Körper und in der Psyche des Menschen zu finden sind, zeigte er auf, dass ein Ganzes bis hinein ins kleinste Detail immer wieder zu finden ist. Diese sog. „Fraktale“ kann man auch als sich wiederholende Muster bezeichnen. So beobachtet Ch. Schubert in seinen Forschungen, dass der Mensch bestimmte psychische Muster wiederholt und damit die gleichen Lebenssituationen wie auch Krankheiten erzeugt. Um aus diesem Automatismus herauszutreten, ist es notwendig, dass diese Muster (die durch Traumen, Erziehung und frühere Lebensereignisse entstanden sind) erkannt werden. Laut Christian Schubert sind diese Muster für den einzelnen Menschen meistens schwer zu erkennen. Erst durch das Erkennen kann der bewusste Weg eines Neubeginns sinnvoll entstehen. Mit der Unterstützung eines Therapeuten oder eines in dieser Hinsicht begabten Mitmenschen kann von außen dieser erste Schritt herbeigeführt werden. Dass ein großer Einfluss der geistigen Ebene bis in die Physis besteht, wurde am Beispiel einer krebskranken Frau verdeutlicht, die sich mit verschiedenen mentalen Techniken beschäftigt hatte, was zu einer Gesundheitsverbesserung führte. Gelingt es somit, sich zu neuen konkreten Gedankenformen auszurichten, die nicht aus dem Unterbewusstsein in Form von Denk- und Gefühlsmuster automatisch aufsteigen, kann eine positive Veränderung bis in die Physis entstehen.

Am Beispiel des Lebens von Joseph Beuys, der mit seiner Idee der „sozialen Plastik“ bereits eine neue Beziehungskultur vorbereitete und selbst lebte, zeigte Christian Schubert schließlich einen gangbaren Weg auf, wie das Immunsystem (hier durch künstlerische Tätigkeit) gestärkt werden kann.

Heinz Grill ergänzte und bestätigte zu Beginn seiner Ausführungen die Forschungsergebnisse von Christian Schubert. Aus seiner spirituellen Sichtweise wurde das Thema Beziehung durch folgende Imagination weitergeführt:

Die Einzigartigkeit eines wahren und gelebten Gedankens in Einheit mit einem Ganzenmit Blick auf das Zeitgeschehenerobert die schöne Sphäre der Beziehung.

Heinz Grill

Durch einen universalen Gedanken erlebt sich der Mensch zentriert und gleichzeitig verbunden mit dem Ganzen

Nach H. Grills Ausführungen können wir Beziehung nicht unmittelbar herstellen; indem wir aber in unsere Beziehungsfelder einen übergeordneten freien Gedanken (der eine allgemeine Gültigkeit besitzt) hineinführen und diesen Gedanken auch mit Ausdauer pflegen, entsteht – zunehmend vom Gedanken kommend – eine harmonische und verbindende Ordnung. Diese schöpferische Tätigkeit erfordert die wiederholte und konkrete Ausrichtung zu dem gewählten Ursprungsgedanken. Durch einen universalen Gedanken erlebt sich der Mensch zentriert und gleichzeitig verbunden mit dem Ganzen. Diese Aktivität kann man als „Herzprozess“ oder den „Sozialen Prozess“ bezeichnen. Es ist die Fähigkeit eines Menschen, die Zeitgeschehnisse wahrzunehmen, notwendige Entwicklungsschritte zu erkennen, Verantwortung zu übernehmen und von einem übergeordneten Gedanken ausgehend, neue Qualitäten in die Beziehungsverhältnisse und in die Kultur hineinzuführen. In diesem Sinne wurde von Heinz Grill auch die Idee der „Sozialen Plastik“ von Joseph Beuys als sehr bedeutungsvoll eingestuft.

Im Laufe der weiteren Ausführungen wurde deutlich, dass es der sog. Ätherleib (eines der 4 Wesensglieder des Menschen) ist, der immer wieder bestimmte Umstände anzieht, um die gleichen Lebenssituationen (= Muster/Fraktale) zu wiederholen. Erst durch eine neu geformte Beziehungsaufnahme zum Leben kann diese Wiederholungstendenz des Ätherleibes unterbrochen werden.

Der Mensch wird krank, weil er die Aufgabe hat, seine Beziehungen zu ordnen und zu klären; er muss in Beziehung treten.“

Heinz Grill

Somit kann eine Krankheit niemals bei allen Menschen gleich behandelt werden, sondern es müssen die speziellen Muster (Fraktale) und deren Wiederholungstendenzen, die im Ätherleib angelegt sind, erkannt werden. Diese Muster können nicht komplett eliminiert werden, da sie ein Teil des eigenen Lebenslaufes sind; sie können aber, wie bereits oben dargelegt wurde, durch eine Weiterentwicklung der Beziehungsfelder in ihrer Dominanz zurückweichen und schließlich verwandelt werden.

Die inhaltsreiche Tagung hat ein für die Zukunft sehr wichtiges Thema vielseitig bewegt und dadurch neue Impulse gesetzt. Es zeigten sich dabei in vielen Bereichen übereinstimmende Forschungsergebnisse beider Referenten. Die zahlreichen Fragen der Tagungsteilnehmer bestätigten, dass ein großes Interesse und persönliches Anliegen besteht, eine neue Beziehungskultur aufzubauen.

Beitrag von Irmgard Linder