Der große spirituelle Irrtum

Eine inhaltliche Zusammenfassung dieser Themen, die in den Studientagen vom 12.9. bis 18.9.22 mit Heinz Grill erarbeitet wurden

Der große spirituelle Irrtum und die Frage: Wie kann ich am höheren Selbst arbeiten?

Als ich im September 2022 die freie spirituelle Hochschule in Naone zu einigen Studientagen besuchte, wurde dort das große Thema der Selbstverwirklichung bewegt.

Dabei stellte sich sehr deutlich heraus, dass im Allgemeinen und gerade in unserer sehr materialistisch ausgerichteten Kultur die Vorstellungen über das Selbst irrtümlich sind. Wenn wir von uns selbst sprechen, meinen wir meistens unser Gemüt und unsere Wünsche oder man kann auch sagen, unser Ego. Dadurch entstehen sehr viele Missverständnisse und Entwicklungsrichtungen, die dem geistigen Entwicklungsweg geradezu entgegengesetzt sind.

Heinz Grill sprach von einem großen spirituellen Irrtum, der hier besteht, denn der Mensch bleibt damit in seinen gewohnten und durch die Genetik geprägten Lebens-Verhältnissen. Ab dem 30. Lebensjahr etwa ist der Mensch aufgefordert, einen Neubeginn zu leisten. Es genügt nicht mehr, dass er die alten Verhältnisse in neuen Beziehungsfeldern wieder aufbaut, sondern er muss von Grund auf etwas Neues in das Leben hineinführen. Davor aber scheut der Mensch meist zurück und führt fatalerweise sogar die neuen Impulse, die auf ihn zukommen, wie auch inspirative Gedanken, denen er begegnet und die er studiert, in seine alten Strukturen zurück. Im Laufe eines geistigen Entwicklungsweges kann damit – oftmals schleichend und unbemerkt – sogar ein Missbrauch gegenüber der geistigen Welt entstehen.

Dieses Zitat von Heinz Grill beschreibt sehr deutlich diesen Irrtum:

Der Irrtum im Selbst ist, sich selbst zu erretten.

Heinz Grill

Um die Herausforderung des Neubeginns zu meistern, braucht es eine genaue Unterscheidung zum Begriff des Selbstes und auch den Mut, sich selbst zu überwinden und einen schöpferischen Prozess zu beginnen. Die Selbstverwirklichung ist keine persönliche Angelegenheit; sie führt dadurch aus dem persönlichen Verhaftetsein heraus. Es ist ein Arbeiten am höheren Selbst und damit an der geistigen und universale Dimension des Menschen.

Wir benötigen für die Arbeit am Selbst neue und sinnstiftende Inhalte. Diese Inhalte sind die Grundlage für eine Neugründung des Bewusstseins. Indem wir eine spirituelle Idee aufgreifen und weiterhin durch Auseinandersetzung und Vorstellungstätigkeit zum Ideal erheben, gründet sich das Denken in einen neuen Inhalt. Aus dem Gedanken kommend, eröffnen sich neue Empfindungsbewegungen und als Ergebnis dieser Bewusstseinsaktivität entsteht ein neuer Äther, der rückwirkend auf den Übenden ausstrahlt. Mit einiger Ausdauer gründet sich weiterhin eine neue authentische Kraft, die sich in den Worten und und durch die Werke des Menschen nach außen verkündet.

Für mich wurde während der Studientage sehr deutlich, wie unentbehrlich und wegweisend für die geistige Entwicklung die Unterscheidung zwischen Selbststärkung und Selbstschwächung ist. Diese Unterscheidungsübung während der Studientage hat mich im Nachhinein noch sehr bewegt. Hier zwei Beispiele dazu: Es ist selbstschwächend, wenn man seine Vorsätze und höheren Ziele vorzeitig abbricht. Es ist selbststärkend wenn man für längere Zeit eine Vorstellung z.B. in der Konzentrationsübung halten kann.

Vielleicht wird ihr Interesse geweckt, diese Unterscheidung zu Hause aufzugreifen um dem Missverständnis des Begriffes „Selbstverwirklichung“ auf die Spur zu kommen. Sie können das ganz unkompliziert für sich alleine oder bei Gelegenheit zusammen mit Freunden praktizieren.

Eine Ausarbeitung von Irmgard Lindner