Die Förderung der Weltenharmonie durch Spiritualität

Unterscheidung zwischen Gebet und Vergegenwärtigen

Es stellt sich die praktische Frage, wie der Mensch durch Religion und Spiritualität zu einer Weltenharmonie, einem Ausgleich zwischen Arm und Reich oder allgemein zu einer neuen zukünftig tragfähigen Kultur beitragen kann.

Eine Möglichkeit, die von Menschen guten Willens angewandt wird, ist das normal verrichtete Gebet für die Weltenharmonie. Man betet zu Gott oder zu einer geistigen Instanz, dass eine bessere Harmonie in der Welt, eine gerechtere Verteilung der Güter usw. in der Zukunft entstehen möge. Wie das im Einzelnen erreicht werden kann, welche geistigen Kräfte nun genau im Zusammenwirken mit dem Menschen zukunftsweisend und weisheitsvoll tätig werden können, wird selten erforscht und berücksichtigt. Man bleibt meist beim guten Willen stehen. Doch wo bleibt man dabei wirklich und welche tatsächliche substanzielle Kraft kann nun von einem so angelegten Gebet ausgehen?

Als weitere Möglichkeit stelle man sich einen Menschen vor, der ebenfalls mit ganzem Anliegen für eine Weltenharmonie arbeiten und leben möchte, nun jedoch nicht das Gebet in dem beschriebenen Sinne erwählt, sondern ein so zu bezeichnendes „Vergegenwärtigen“. Vergegenwärtigen hat mit Gegenwart oder Präsent-Sein des Menschen zu tun und man kann es auch als Achtsamkeit bezeichnen, die er zeigt. Achtsamkeit als Haltung ist heute bekannt und bedeutet beispielsweise im Buddhismus das Leben im Hier und Jetzt. Es gibt verschiedene Stufen der Achtsamkeit, die im einfachen Sinne beim achtsamen Betreten eines Raumes oder im achtsamen Gegenübertreten zur Natur beginnen. Vergegenwärtigen ist nun eine sehr hohe Stufe der Achtsamkeit, in der sich der Mensch vollkommen verlässt und gewissermaßen neu in einer tiefen Beziehung zu der Sache gründet. Er erforscht und ergründet ohne subjektive Anteile ein Thema oder das Objekt an sich bis in die Tiefe, bis in den Wesensurgrund und wird dadurch mit seinen sogenannten Schöpferkräften vollendet aktiv. Dies ist für die Freisetzung einer verwandelnden Kraft auf die Weltensituation notwendig. Heinz Grill drückt dies in einem Artikel so aus:

Eine wirkliche Spiritualität muss den Menschen mit seinen geistigen schöpferischen Kräften in die Mitte platzieren.“1

Durch diese hohe Stufe der Achtsamkeit ergibt sich nun ein völlig anderes Bild, wie der Mensch für eine Weltenharmonie tätig wird, denn er beginnt kreativ zu werden und bringt einen höchst aktiven persönlichen Einsatz. Es ist auszudrücken, dass er sich durch diese Tätigkeit gewissermaßen erst an die notwendige richtige Position platziert, die ein Zusammenwirken mit geistigen Kräften ermöglicht, das für die Zukunft das gewünschte Ergebnis, also eine Harmonie in der Welt und einen Ausgleich hervorbringt.

Der Mensch vergegenwärtigt sich denkend und vorstellend, was eine Weltenharmonie ist, was er tun kann und was er auf der Grundlage seiner vollbrachten Arbeit nun beruhigt sowie mit sicherem Wissen der geistigen Welt überlassen kann. Dazu gehört essentiell ein inhaltlicher Gedanke, der einer geistigen Wahrheit entspricht. Diesen denkt er, schafft ihn in eine Existenz und bringt ihn somit in welche Tätigkeit auch immer ein. Er schafft mit diesem Gedanken, der bei ihm lebt, eine tiefe Beziehung zu einem Ganzen und zur Sache. Damit entfaltet er eine Kraft für die Zukunft, eine wirkende und unvergängliche Dimension mit harmonisierenden Wirkungen auf die Weltsituation.

Der Unterschied zum beschriebenen Gebet ist groß, denn in dem Gebet bleibt der Mensch in seinem Kern noch passiv. Dadurch fehlt seine unmittelbar wirkende Kraft, die er aber unbedingt einbringen muss, weil sonst unweigerlich seine subjektive Verfassung und sein bisher erworbenes Potential zur Wirksamkeit. kommt. Er setzt damit sein mögliches und für eine Weltenharmonisierung notwendiges Potential überhaupt noch nicht ein. In der Tätigkeit des Vergegenwärtigens hingegen erscheint der Mensch wie frei von allen subjektiven und befangenen Eigenheiten tätig zu werden, denn er benutzt seine schöpferische Kraft und setzt durch den hohen Gedanken sowohl in einer Freiheit als auch in einer Übereinstimmung mit den Bestrebungen der geistigen Welt an. Es kommt zu einem Zusammenwirken zwischen Mensch und geistiger Welt und die gewünschte und auf den Weg gebrachte Idee wird sich sicher realisieren.

Der Mensch kann durch eine so angewandte praktische Spiritualität auf die Welt- und Kulturentwicklung wegweisend und aufbauend einwirken.

Robert Lindermayr

1siehe den Artikel von Heinz Grill: Ein polaritätsfreier Gedanke fördert eine gute Zukunft und bewirkt eine Transformation des Negativen, https://heinz-grill.de/spirituelle-wahre-gedanken/

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