„Zukunftsperspektiven und Grundlagen für Projektarbeit“

Inhaltliche Zusammenfassung zum Seminar vom 14. + 15. Oktober 2022 mit Uwe Burka und Heinz Grill

Die Veranstaltung wurde mit einer musikalischen Darbietung des „Bauliedes“ eröffnet. Durch den meditativen Inhalt des Liedes (der Text ist ein Gedicht von Heinz Grill) wie auch die künstlerische Darbietung war die Einstimmung auf die bevorstehende Tagung sehr gut gelungen.

Für alle Anwesenden eröffneten sich über die zwei Tage hinweg einige wesentliche Inhalte, Fragestellungen und praktische Anregungen. In regem Austausch bewegten die Referenten Uwe Burka und Heinz Grill zusammen mit den Teilnehmern das Thema.

Nun möchte ich einige dieser Inhalte beschreiben:

1. Das Baulied

Der Text des Bauliedes beschreibt ein weisheitsvolles geistiges Gesetz und steht für die Meditationsarbeit zur Verfügung. Der Text lautet:

Ich baue, konstruiere und veredle,
Materie vergeht, Licht entsteht.
Das versiegelte Schloss der Erde,
ich öffne es mit Händen.
Damit die dunkle Erde zum Lichte werde.
Zum Christusheim, im Liebesschein.

Heinz Grill

Heinz Grill erklärte kurz den Grundgedanken des Inhaltes, den ich hier sinngemäß wiedergebe:

Das Gedicht beschreibt das Mysterium der Durchlichtung und Verwandlung der Materie, die entsteht, wenn der Mensch in seine Handlungen einen freien und weiterführenden Gedanken hineinführt.

Im Laufe des Seminars wurde immer deutlicher, wie tragend dieser Grundgedanke für ein Zukunftsprojekt ist.

2. Der Ausgangspunkt für ein Projekt ist der universale Gedanke

Damit die Arbeit der Verwandlung sinnvoll gelingt, braucht es einen universalen Gedanken. Dieser Gedanke, der eine übergeordnete seelisch-geistige Qualität in sich trägt, ist für die Zielsetzung und deren Umsetzung in einem Projekt notwendig. “Wo setzen wir an?” Diese wichtige Frage hatte gleich zu Beginn ein Teilnehmer gestellt.

„Man sollte nicht im Möglichen beginnen, sondern im Unmöglichen ansetzen“
„Man muss von der Spiritualität ausgehen“

Mit diesen beiden Aussagen verwies Heinz Grill auf die geistige Ebene, die für die Zielsetzung eines Projektes wichtig und richtungsweisend ist.

Wenn wir von einer spirituellen Idee (Imagination) ausgehen und diese durch persönliche Auseinandersetzung und Anwendung des Schulungsweges zu unserem Ideal erheben, entfalten sich für das Projekt, für das Umfeld und auch für uns selbst die hohen Werte, die der Imagination inneliegen. Diese universale Qualität ermöglicht auch das Mitwirken der geistigen Hierarchien und die Verbindung zu der nachtodlichen Welt. Damit ist das Projekt nicht nur eine persönliche Angelegenheit, sondern es kann sich in alle Ebenen unseres Dasein integrieren.

3. Die notwendige Freiheit von Bindungen

Die Hindernisse, die sich der Verwirklichung eines Ideals bis zur Manifestation entgegenstellen, können vielfältig sein. Ein Wortbruch, so führte Uwe Burka aus, ist z.B. eine sehr schwerwiegende Belastung für ein Projekt. Warum tritt jemand aus seinem gegebenen Wort, das ja eine ungeschriebene Vereinbarung ist, zurück? Vielfach sind es die persönlichen Bindungen, die der Einzelne mit sich trägt. Eine praktische Unterscheidungsübung von Heinz Grill kann eine Hilfestellung sein, diese ungesehenen Bindungen besser zu erkennen:

Unterscheidung:
Was ist notwendige Verpflichtung? – Was ist relativ?

Die Bindungen, die unbewusste oder bewusste Prägungen aus den Einflüssen der Vergangenheit sind, sollten im Laufe der Zeit überwunden werden, indem der Mensch wertvolle, ihm angemessene seelisch-geistige Qualitäten entwickelt. Oftmals entstehen aus traumatischen Erlebnissen ungesehene Bindungen, doch könnten gerade diese problematischen Ereignisse im eigenen Lebenslauf für den Betroffenen die Chance zu einer größeren Freiheit in der gesamten Entwicklung eröffnen. Heinz Grill führte dazu folgendes aus:

Du hast nichts mehr zu verlieren … .
Weil du schon alles verloren hast, kannst du Größeres entwickeln …

4. Das Urbild der Ökonomie (des Wirtschaftens) und der Wert-Begriff

Auch der wirtschaftliche Aspekt wird in einem Projekt eine wichtige Rolle spielen. Das Wirtschaften sollte dem höheren Ziel, also dem angestrebten Ideal dienen. Die Frage stellt sich: Von welcher Grundordnung kann man ausgehen? Uwe Burka beschrieb anhand eines Tafelbildes als zukunftsweisendes Ideal das Urbild der Ökonomie, das ich hier ebenfalls sinngemäß wiedergeben möchte:

Dem Menschen steht grundsätzlich sehr viel zur Verfügung, wie z.B. Besitztum, Talente, individuelle Fähigkeiten, die Ideenwelt und die Gedankenkräfte. Indem sich der Einzelne in das Ideal des gemeinschaftlichen Projektes mit seinen persönlichen Gaben einbringt, entsteht dort für jeden ein zusätzliches nutzbares Zeitpotential und damit (scheinbar paradox) eine Steigerung der persönlichen möglichen Lebensqualität.

Aus diesem Urbild kann sich weiterhin auch eine reale und der Sache entsprechende Wertempfindung gründen. Welchen Wert haben für uns die Dinge? Entspricht der Marktpreis dem tatsächlichen Wert einer Sache? Wie können wir den tatsächlichen Wert erfassen? Auch diese Fragen gehören zu einer bewusst geführten Ökonomie. Uwe Burkas Frau Isabelle berichtete dazu sinngemäß: Ich kaufte beim Bauern Kartoffeln. Der Bauer verlangte für das Kilo 1,50 €, was mir zu wenig erschien. Ich gab ihm deshalb 2,00 € .

5. Entscheidungsfindung ohne Diskussion

Kann in einer Gemeinschaft eine Entscheidung ohne Diskussion gefunden werden? Mit dieser erstaunlichen Frage machte Uwe Burka mich und die vielen Teilnehmer im Saal ganz neugierig. Dass dies möglich ist, berichtete er am Beispiel eines Projektes, bei dem alle Verantwortlichen sich zuerst jeweils intensiv mit einem Sachverhalt zum Objekt auseinandersetzten und dann bereit waren, die sachlichen Erläuterungen aller Mitverantwortlichen ohne Diskurs anzuhören. Dadurch entstand für jeden ein sehr differenziertes und umfassenderes Bild, sodass die Entscheidung dann nach 3 Tagen der gemeinsamen Beschäftigung einstimmig getroffen werden konnte. Die Entscheidungsgewissheit pro/contra stand „wie automatisch“ zur Verfügung. Die Sicherheit eröffnete sich durch die unvoreingenommene und intensive Beziehungsaufnahme zum Objekt und zum Gegenüber.

Im Verlauf des Seminars wurde immer deutlicher, dass nun als Herausforderung dasteht, die dort aufgeführten wertvollen und zukunftsweisenden Inhalte individuell nachzuarbeiten und zum eigenen Projekt neu in Beziehung zu bringen.

Ein Beitrag von Irmgard Lindner